Reduktion von Antipsychotika

Etwa die Hälfte aller Heimbewohner*innen erhält mindestens ein Medikament aus der Gruppe der Psychopharmaka. Das sind Arzneimittel mit Wirkung auf die Funktionen des Gehirns. Am häufigsten verschrieben werden dabei Antipsychotika (AOK Pflegereport 2017). Diese Substanzen werden meistens zur Behandlung von Verhaltenssymptomen und Schlafstörungen bei Demenz eingesetzt. Ein Flyer für Angehörige und Betreuer*innen informiert zum Thema.

Unbestritten ist, dass Antipsychotika schwerwiegende Nebenwirkungen haben können. Sie sind mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert, beschleunigen den kognitiven Abbau, führen zu Müdigkeit, Schwindel und Gangunsicherheit und schränken die Lebensqualität der Betroffenen ein. Viele Psychopharmaka sind auf der PRISCUS-Liste und werden als potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen angesehen.

Bei manchen Patient*innen ist eine Therapie mit Antipsychotika dennoch unumgänglich. In jedem Fall sollte – so die internationalen Leitlinienempfehlungen zur Therapie von Verhaltenssymptomen – regelmäßig überprüft werden, ob die Behandlung mit diesen Substanzen weiterhin notwendig ist. Wenn möglich, sollte die Dosierung reduziert bzw. die Substanz schrittweise abgesetzt werden. Fallbeispiele aus der Praxis zeigen, dass dies bei ausgewählten Heimbewohner*innen mit fortgeschrittener Demenz gelingen kann, ohne dass die Verhaltenssymptome wieder auftreten. In einigen Ländern gibt es bereits internationalen Leitlinien zur Reduktion von Antipsychotika bei Demenz. Die modifizierte übersetzte Version des kanadischen „Deprescribing“-Algorithmus finden Sie hier. Handlungsempfehlungen für Deutschland werden derzeit erarbeitet (READY-Studie). Verschiedene Projekte weltweit befassen sich mit dem Thema.